Deutsche Strompreise liegen 45 Prozent über EU-Niveau

Das Thema Energiewende hätte eigentlich gute Politik für Angela Merkel bedeuten sollen und folglich gute Presse haben müssen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Täglich lesen die Bundesbürger neue Schocknachrichten über die steigenden Strompreise – und zu allem Überfluss sagt man ihnen auch noch, dass die deutschen Strompreise für den Privathaushalt, trotz der zahlreichen Online Stromvergleichsmöglichkeiten und zahlreichen Discounttarifen, weit über den Durchschnittspreisen innerhalb der EU liegen. An den Stammtischen macht der Vorwurf der „Abzocke“ die Runde. Manche befürchten gar, der “billige” Atomstrom könne eine Renaissance erleben.

Überteuerter Strom in Deutschland?

Eine aktuelle Studie zum Thema, durchgeführt 2012 von der renommierten Unternehmensberatung McKinsey, ergab bereits eine real existierende Überhöhung des Strompreises um 32 Prozent im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt. Doch das dicke Ende für die Bundesbürger kommt McKinsey zu Folge erst noch. Für 2013 prognostiziert das Institut bereits eine durchschnittliche Preishöhe von 45 Prozent über dem EU-Mittelwert. Als Ursache dieser eklatant hohen Strompreise ermittelte McKinsey die hohe Ökostrom-Förderung, die anscheinend mit politischen Mitteln nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Die aktuellen Umlagenerhöhungen, die den weiteren Ausbau der Photovoltaik oder der Offshore-Windparks begleiten, werden bei Beibehaltung des aktuell geltenden Umlagesystems noch weitere Preissteigerungen nach sich ziehen, prognostizierten die Mitarbeiter von McKinsey in ihrem Gutachten. Schon bald nach dem Jahreswechsel dürfen die Bundesbürger mit weiteren Preissteigerungen rechnen. Man sagt bereits bis zu sechs Cent Stromkosten für jede Kilowattstunde Strom voraus.

Boomender Ausbau, boomende Strompreise

Die Bundesregierung ist gefordert, baldmöglichst wirksame Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Strompreise nicht völlig aus dem Ruder laufen sollen. Die bereits vorgenommene Förderungskürzung für Solaranlagen erbrachte der Studie zufolge nicht das gewünschte Ergebnis. Dem momentanen Ausbauboom bei den Solarmodulen stehen die viel niedriger angesetzten Ausbauziele der Bundesregierung gegenüber. Die Überproduktion kostet den Staat viel Geld, denn alle privaten Solarstrom-Installationen, die seit 1. Oktober 2012 vorgenommen wurden, erhalten eine für 20 Jahre garantierte Fördersumme. Das stellt auch nach der aktuellen Förderungskürzung eine lukrative Nebeneinnahme dar, die viele Hausbesitzer genutzt haben. Je später man eine private Solaranlage anmeldet, desto weniger Förderung erhält man dank der degressiven Förderungskürzung. Logischerweise beeilen sich daher alle Hausbesitzer, möglichst schnell auf den Solarboom aufzuspringen.

Das Studienergebnis macht nachdenklich

In der aktuellen Studie der renommierten Beratungsfirma McKinsey sollte der Grad der Zielerreichung von Kanzlerin Merkels Projekt “Energiewende” überprüft werden. 15 Prüfkriterien wurden angelegt. In Sachen Versorgungssicherheit sah man bei McKinsey das größte momentane Problem. Vermehrte Einspeisungen an Ökostrom be- und überlasten die Netze. Dadurch erhöhen sich auch die Kosten an Reparaturleistungen oder den zügigen Ausbau der Netze bis zum Dreifachen des vorherigen Preises. Dass die privaten Stromkosten auch dadurch bis zu 32 Prozent höher liegen als im EU-Durchschnitt, sei nicht hinnehmbar, kritisierte ein hessisches SPD-Mitglied die Energiekonzerne. Er warf ihnen indirekt Preistreiberei vor, die nichts mit der Energiewende zu tun habe.

Bild: © Teamarbeit – Fotolia.com

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