Wer ist das größte Stromexportland?

kraftwerkDie Atomkatastrophe im japanischen Fukushima war nach langjährigen Protesten von Umweltschützern und Gegnern der riskanten Atomenergie in gewisser Weise das sprichwörtliche Zünglein an der Waage, das zur Energiewende in Deutschland führt. Auf Bestreben der Bundesregierung wurden acht Atommeiler vom Netz genommen und stillgelegt. Das Überraschende an dieser Tatsache: Über die Stromnetze innerhalb Europas wurden mehr als 66 Terawattstunden Strom ins Ausland exportiert. Der deutsche Produktionsüberschuss lag nur knapp unter 23 TWh. Damit wurde nochmals mehr Strom exportiert als in den Jahren zuvor, wie das Wiesbadener Statistische Bundesamt im Frühjahr 2013 bekannt gab. Im gleichen Zeitraum wurden 43,8 Terawattstunden importiert.

Deutschland und Frankreich wechseln oft als Weltmeister ab

Erneuerbare Energien wie Wind und Wasser nehmen einen immer größeren Stellenwert bei der Energiegewinnung ein. Schon für das Jahr 2010 berichtete die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, dass die Bundesrepublik allein in den ersten drei Monaten des Jahres mit einem Volumen von rund neun Milliarden Kilowattstunden einen Rekordwert beim Exportüberschuss in der Geschichte des Landes vorweisen konnte. Seit Jahren bestätigt Deutschland als größtes Stromexportland seinen Ruf als „Exportweltmeister“.

Ob Deutschland nun das größte Stromexportland der Welt ist? Für das Jahr 2010 kann in diesem Zusammenhang gesagt werden: nein. Das Nachbarland Frankreich sicherte sich in diesem Jahr den ersten Rang mit einer Exportmenge von 66,60 Terawattstunden, während Deutschland „nur“ etwa 58 TWh erreichte und damit Platz zwei belegte. In den beiden Jahren zuvor belegte hingegen die BRD den Spitzenplatz. Schaut man sich die Daten zum Stromexport aus den vergangenen Jahren seit dem Jahr 2000 genauer an, wird erkennbar: Mit einem Exportvolumen von 66,6 TWh stehen die deutschen Chancen gut, sich den Titel als größtes Exportland auch für 2012 zu sichern.

Großer Bedarf in Europa verschafft Deutschland steigende Nachfrage

Zu verdanken hat Deutschland diesen Titel übrigens vorrangig direkten Nachbarstaaten wie Österreich oder den Niederlanden. Bei der Erzeugung stieg der Anteil von Ökostrom ebenfalls auf einen neuen Spitzenwert in Höhe von 21,9 Prozent nach 20,3 Prozent im Vorjahr. Der Stromverbrauch im Inland sank 2012, nach Informationen des BDEW – des Bundesverbandes der Energiewirtschaft – um gut 1,4 Prozent. Mit Blick auf die steigenden Stromkosten, mit denen sich die Kunden in Deutschland regelmäßig konfrontiert sehen, zeigen sich Verbraucher vor allem über eine Tatsache verärgert: Abnehmer aus dem Ausland erhalten den „deutschen“ Strom vielfach fast zu Dumpingpreisen.

Kunden aus der Industrie schlagen besonders gerne zu

Dies liegt weitgehend daran, dass im Ausland größtenteils an Großkunden aus der Industrie verkauft wird. Diese Klientel darf sich seit inzwischen drei Jahren über sinkende Preise für Strom an der Leipziger Börse freuen. Weiterhin müssen Privatkunden Zulagen für den Ausbau erneuerbarer Energien zahlen – Großverbraucher sind von dieser Zulage oft freigestellt. Der neue Rekordwert beim exportierten Strom zeigt vor allem, dass die Befürchtungen unbegründet waren, der Ausstieg aus der Atomenergie könnte aus Deutschland eine Import-Nation machen.

Bildquelle: © Martin Schlecht – Fotolia.com

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